Sogar das Personal ist so gekleidet und, wie halt immer in den USA, doch ein wenig zu höflich und zuvorkommend – natürlich kann das auch daran liegen, dass wir das in Deutschland nicht gewohnt sind. Zu jedem „Thank You“ gleich noch ein „you‘re Welcome“ zu erhalten.
Das Zimmer groß mit 2 mächtigen Betten, einem direkten ebenerdigen Zugang zum Garten und an den See, das Badezimmer alles perfekt nach der amerikanischen ADA – Norm ausgestattet.Leider konnte es von der Anmutung nicht mit dem Rest des Zimmers mithalten. Irgendwie war es einfach ein wenig klinikmäßig kühl. Und noch zur Norm – die Anordnung der Haltegriffe und Sitzhöhen sind ein wenig Gewöhnungsbedürftig. Aber mit ein wenig Übung oder Hilfe geht es super. Erschöpft und müde von der Reise fielen wir in unsere Betten.
Früh morgens ab zum amerikanischen Frühstück – ja das können die richtig gut – und überall zwischendrin die ersten Disneyfiguren die von dieser Stunde an allgegenwärtig waren. Schnell ab aufs Zimmer und hop hop los zur Monorail – hm doch wo ist das „Sunshine – State“ Wetter hingekommen, dunkle Wolken und trotzdem eine Affenhitze!
Das Wetter bleibt irgendwie präsent an diesem Tag und wie, wenn man einen Schalter umlegt, ergießen sich von einer auf die andere Sekunde Regenfälle aus dem Himmel und die Wege des Parks verwandeln sich von sofort in riesige Meere mit gelben Regencaps auf welchen dich Micky Mouse freundlich angrinst – ja klar, die hat was zum grinsen – denn in den hunderten von Souvenirshops reißen die Besucher sich um die Capes. Ein Verkaufsrenner – selbst auf das Wetter ist man bei Disneys eingestellt.
Um auf die einzelnen Attraktionen einzugehen fehlt einem wirklich die Zeit, es gibt eigentlich bis auf ein paar ältere Attraktionen und die Achterbahn im EPCOT-Center nichts was nicht mit dem Rollstuhl geht und wenn es einmal nicht gehen sollte dann wird das passend gemacht!
Um diese einfach mal zu beschreiben, Du kommst an eine Attraktion und davor warten Menschenmassen. Die Anzeigetafel zeigt an – ab hier 2h Wartezeit. Schon kommt einem ein Mitarbeiter entgegen-gelaufen, und ruft „How many are you in your party?“ (wieviele seid ihr) du rufst die Anzahl zurück und wirst an der kompletten Warteschlange vorbei gelotst zu einem separaten Eingang. Hier bleibt noch anzumerken, dass niemand in der Schlange auch nur das Gesicht verzieht, das gehört hier zum guten Ton, Menschen mit Behinderung den Vortritt zu gewähren.
Durch den Eingang wird man zu einer speziellen Haltestelle gebracht, an der man auf den bestimmten Wagen für Handicaps warten muss. Sollte es dort einmal keinen speziellen Wagen geben. Dann laufen sofort ein bis zwei Mitarbeiter herbei. Die Bahn wird angehalten und es wird einem auf den Sitz im Wagen geholfen. Der Rollstuhl wird solange aufbewahrt. Nach der Fahrt wird das Ganze einfach umgekehrt. Und zwar solange wie ihr dazu braucht, egal wieviel los ist. Das sind solche Dinge, die das Selbstwertgefühl wirklich stärken. Und wenn ich so sagen darf, war es an den ersten 2-3 Attraktionen noch ein wenig peinlich -spätestens bei der nächsten sah man die Familie mit einem breiten Grinsen, hochmotiviert und zielstrebig jede aber wirklich jede Attraktion ansteuern.
So kamen wir in 4 Tage durch sämtliche Themenparks von Walt Disney World, ein Erlebnis nicht nur für Kinder, sondern auch eine Reise durch die Jugend verbunden mit einer kleinen Weltreise durch zahllose Länder. Das alles ohne den Park verlassen zu müssen oder auch das Auto einmal zu bewegen.
Wir hatten den Aufenthalt damals zweigeteilt. Den ersten Teil bei den Disneys und den zweiten zum Badeurlaub am Golf von Mexiko. Egal was wir unternommen haben, Everglades – Airboat-Ride, Cape Canaveral, Strand, da gab es nichts was nicht ging, das war für mich wirklich eine Bestätigung, dass das Leben doch noch Lebenswert ist.
Um zu meiner Überschrift zurück zu kommen – Ja, ich denke es sollte „Disney World“ auf Rezept geben. Denn eine Woche in so einer Umgebung, mit der Selbstverständlichkeit und Akzeptanz von Behinderungen, mit Menschen die Dir das Gefühl geben wichtig zu sein, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zu jeder Sekunde vermitteln – das alles kann dir keine REHA und kein Psychologe in so kurzer Zeit geben! Und wenn Ihr die Chance habt – dann tut es!