Der Umbau von von einer regulären Bushaltestelle zu einer Barrierenfreie Haltestelle bringt so manche Herausforderung mit sich. Zum einen gilt es die geänderten Anfahrtsgeometrien zu berücksichtigen, zum Anderen ist der Ausbau durch taktile Leitsysteme und andere Ausstattungsmerkmale wie z.B. DFI - System (Digitales-Fahrgast-Informationssystemie) oder höhere Sitzgelegenheiten aufwendiger. So muß man die Chance ergreifen, von Anfang an alles richtig zu machen, denn hier werden große Summen für die nächsten Jahrzente verbaut. Blickt man zurück sind viele Haltestellen teilweise schon über 20 Jahre in Betrieb. Es gibt so viele Fehler, die gemacht werden können und realtiv schnell hat man eine unfunktionale Haltestelle, die wenn sie einmal fertig gestellt, für Jahre nicht mehr umgebaut wird, weil Nachbesserungen sehr aufwendig und damit teuer sind.. So zeigt es zumindest die momentane Situation. Das Land fördert den Ausbau, zieht aber auch gerne die Förderung bei fehlerhaften Haltestellen zurück.
Die Anfahrgeometrie erfordert ein geschultes Auge und das Verständnis für Kraftfahrzeuge. Eine vorhandene Busbucht kann beispielsweise im barrierefreien Betrieb nicht mehr benutzt werden, da der Bus diese nicht mehr korrekt anfahren kann. Ziel ist es, dass der Bus mit beiden Achsen des Motorwagens kraftschlüssig am weißen Hochbord steht, denn nur so können die vorgegebenen Abstände an den Türen von 5 cm eingehalten werden. Eine Tatsache, die einige Planungsbüros nicht verstehen und falsch umsetzten. Damit der Bus richtig steht, benötigt es einige Meter mehr, um das Fahrzeug auszurichten. So wächst die Buchtlänge in der Empfehlung von 30 Metern auf mehr als 80 Meter Länge. Eine Größe, die an vielen Orten in Städten und Gemeinden nicht einfach umzusetzen ist.
Der Fahrer des Busses wird so geschult, dass er entgegen dem, was er einmal gelernt hat, den Randstein mitnehmen muss, aber nur auf Höhe des Hochbordes. Das Vorderrad zieht quasi das Hinterrad zum Bord und daher benötigt es mehr Anlauf als gehabt. In Baden-Württemberg wird daher der Rückbau der Buchten an den Straßenrand empfohlen. Das spart zum einen Platz und beruhigt den Verkehr, da der Bus nicht überholt werden kann. Natürlich ist auch diese Lösung nicht immer möglich, denn es gibt zahlreiche Ausnahme-Situationen. Doch auch schon in der Planung gibt es Hilfsmittel wie Fahrbahntaschen oder -nasen. All diese Details würden den Rahmen hier jetzt sprengen.
Doch zurück zum Fahrversuch, bei einer Gemeinde, bei welcher die Bushaltestellen schon fertig gestellt waren, aber es Zweifel an der Funktionalität durch die Kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung gab. Das Ziel von Frau Lychacz ist es, die größtmögliche Anzahl von barrierefreien, funktionalen Haltestellen zu erreichen, um die angestrebte Verkehrswende der Landesregierung für alle Beteiligten zu unterstützten. Bei zwei Haltestellen war man sich unsicher, es bestanden Fragen zur Planung und Umsetzung. Da die Haltestellen, wie bereits angedeutet, bereits umgesetzt waren, galt es, die Funktionalität zu beweisen und so der Gemeinde möglichst hohe Nachbesserungskosten zu ersparen. Hier dient als letztes und profanes Mittel ein Fahrversuch, um die Funktionalität nachzuweisen. Übrigens macht das auch oft schon vor den Planungsarbeiten an schwierigen Haltestellen Sinn. (Hier arbeitet man mit Markierungen auf dem Boden)
Der Bus fährt hierbei die Haltestellen in 3-5 Versuchen wie in der Realität an. Passt alles, reicht meist schon der erste Anlauf. Dann werden die Abstände der Türen 1 und 2 ausgemessen. Türe 1 ist hierbei als Zugang für sinneseingeschränkte Menschen gedacht und Tür 2 für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Weitere Türen des Busses werden nicht berücksichtigt. Der Abstand sollte hierbei für die Herstellung der vollständigen Barrierefreiheit in der Breite sowie in der Höhe < 5cm sein. Wobei in der Höhe noch das Absenken des Busses (Kneeling) berücksichtigt werden kann. Es gibt viele technische Hilfsmittel, doch ist das Ziel, die Haltestelle normgerecht umzusetzen, sodass auch zukünftige Fahrzeuge dafür entwickelt werden können. Ein Negativ-Beispiel sind hierbei die unterschiedlichen Bahnsteighöhen der Bahn, bei welcher sich die Infrastruktur der Technik versucht anzupassen.
Was nach Stillstand des Busses kommt, ist dann messen, vergleichen und nochmals messen. Dann wiederholtes Anfahren, um die Geschwindigkeiten im regulären Verkehr einzuschätzen und die Bremspunkte zu bewerten, bei welchen der Bus auf dem Bord aufsetzen könnte und beschädigt würde.
In unserem Fall konnten wir zwar keine 100% perfekte Lösung nachweisen, doch sind die Haltestellen (eingeschränkt) barrierefrei nutzbar.
Fazit für mich, ein relativ großer Aufwand, den man vermeiden könnte, wenn alle Haltestellen nach Vorgabe geplant, geprüft und gebaut würden.
Von Alexander Lang für YouLife.Rocks
Bilder Privat und Internet (KVV - Leitfaden)
Mit freundlicher Genehmigung von Claudia Lychacz Kommunale Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung beim Landkreis Ludwigsburg
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