Die Idee, barrierefreie Mode für Frauen zu designen, entstand aus der Notwendigkeit

Alexander

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Mädchen hält einen Mantel

Die Idee, barrierefreie Mode für Frauen zu designen, entstand aus der Notwendigkeit

Die Art der Kleidung beeinflusst, wie wir wahrgenommen werden. Unsere Kleider beeinflussen nicht nur, wie der erste Eindruck einer Person ausfällt, wir kommunizieren sogar damit. Die richtige Kleidung lässt einen mehr Kompetenz ausstrahlen und wir wirken vertrauenswürdiger als in den falschen Sachen. Die Individualität jedes Einzelnen wird dadurch sichergestellt. Dies muss einfach, für jeden Menschen, in jeder Situation möglich sein. Viele Menschen mit Behinderung können Dinge von der Stange tragen. Doch wenn man ausschließlich sitzt wird es schwierig mit den Schnitten von Hosen oder Mäntel. Der Markt für Adaptive Mode ist recht übersichtlich in Anbieter und Style. Kommen aber dann noch motorische Einschränkungen hinzu, findet die Selbstständigkeit und Individualität noch schneller ein Ende. Hier kommt Anna ins Spiel, die als Modedesignerin und Betroffene, ihr eigenes Modelabel Wundersee® Fashion gegründet hat. Wir haben mit Ihr darüber gesprochen.

Stell Dich bitte vor. 

Ich bin Anna, 29 Jahre alt und lebe in Trier. 

 

Erzähl ein wenig über Dich und wenn Du magst über Deine Behinderung? 

Ich habe an der Hochschule Trier Modedesign studiert und während des Masterstudiums mein Modelabel Wundersee® Fashion gegründet. Die Idee, barrierefreie Mode für Frauen zu designen, entstand sozusagen aus der Notwendigkeit heraus: Da ich seit frühester Kindheit mit der fortschreitenden, neuro-muskulären Erkrankung HMSN Typ 4 lebe, sitze ich mittlerweile im Rollstuhl und habe u.a. Defizite in der Feinmotorik. Darum ist es für mich auch immer schwieriger geworden, Kleidung zu finden, die ich selbst an- und ausziehen kann, die mir auch im Sitzen gut steht und die dennoch meinen Geschmack trifft. Ich wollte gerne eine gute Alternative für Menschen schaffen, denen es da ähnlich geht wie mir! 

 

Was genau bietet Wundersee-Fashion? 

Wundersee® Fashion bietet barrierefreie, bunte Mode für junge und junggebliebene Frauen. Hauptsächlich führe ich bisher Kleidung speziell für Rollstuhlnutzerinnen, aber auch das eine oder andere inklusive, fußgängerinnen-geeignete Stück ist mit dabei. Besonders wichtig ist mir bei allen Teilen, dass ein möglichst simpler, schneller Ein- und Ausstieg möglich ist, ob bei Hose, Oberteil, Badeanzug, Kleid oder zweiteiligem „Jumpsuit“. Aufwändigstes Kleidungsstück meiner Kollektion ist bisher ein spezieller Rollstuhl-Trenchcoat für den Winter. Diesen biete ich auch in großen Größen und in einer Fußgängerinnen-Variante an, sowie demnächst ebenfalls für Kinder, die mit Rollstuhl leben.  

 

Wie bist Du auf diesen schönen Namen für Dein Unternehmen gekommen?

Das ist ein relativ persönliches Thema für mich. Im Grunde habe ich mich aber von mythischen Fantasiegestalten inspirieren lassen. Wer sich mein Logo genauer ansieht, kann darin nicht nur Feenflügel, sondern auch eine Meerjungfrauen-Flosse erkennen. Das spielt gut zusammen mit der Naturszenerie "Wundersee". Wer mich kennt, weiß, wie naturverbunden ich bin. Deswegen ist mir bei meinem Label ja auch Nachhaltigkeit so wichtig. 

 

Was verstehst Du unter barrierefreier und adaptiver Mode? 

Ich verstehe unter barrierefreier oder adaptiver Mode Kleidung, die für Menschen mit einer Behinderung die Barrieren in Sachen Komfort, Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein senkt oder abschafft, im Idealfall sogar für ALLE Menschen leicht nutzbar und gut tragbar ist. 

 

Deine Mode ist so bunt und sticht heraus, was treibt dich an, hast Du Vorbilder? 

Die Natur, also sowohl Tiere als auch Pflanzen, haben mich schon immer inspiriert und mir Kraft gegeben. Es ist mir daher auch ein großes Anliegen, verantwortungsvoll mit ihr umzugehen. Die Modedesignerin Vivienne Westwood war und ist da ein großes Vorbild für mich. 

 

Wie ist das mit den Hilfen, was verwendest Du dazu, was waren die Herausforderungen? 

Für meine Mode verwende ich dehnbare Stoffe, besonders leichtgängige Magnetverschlüsse und hochwertige Reißverschlüsse mit Greifhilfen wie Ringe oder Schlaufen an den Zippern. Ich bringe die Verschlüsse zur optimalen Erreichbarkeit immer möglichst frontal an, weshalb eine Herausforderung darin liegt, sie entweder geschickt zu verstecken oder zum optischen Hingucker zu machen. Zusätzlich zu diesen „Zutaten“ ist meine Mode für Rollstuhlnutzerinnen natürlich auch besonders geschnitten.   

 

Wo kann man Deine Sachen kaufen? 

Meine Mode kann man bereits seit November 2022 über den Wundersee®-Fashion-Onlineshop bestellen. Zu erreichen ist dieser unter www.wundersee-fashion.de oder über TheMall auf YouLife.Rocks. Die Kundinnen können im Vorfeld in den Maßtabellen nachsehen, ob meine Produkte ihnen passen oder sie in Ruhe zuhause anprobieren.   

 

Wie ist das bei einer Bestellung, hast Du ein Lager oder wird auf Bestellung gefertigt? 

Meine Schneiderin arbeitet auf Bestellung. Erst wenn ein Produkt tatsächlich bestellt wurde, verarbeitet sie die Stoffe. So vermeiden wir überschüssige Ware. Nach zwei bis maximal vier Wochen hält die Kundin dann ihr fertiges Produkt in Händen. Eine Rückgabe ist natürlich trotzdem möglich.   

 

Wird es auch ein Line für die Männer geben?

Diese Frage höre ich oft und ja, es ist für die Zukunft grob etwas in Planung. Jetzt bringe ich demnächst allerdings erstmal ein Kleidungsstück für Kinder heraus. 

 

Für noch mehr Bekanntheit kooperierst Du mit YouLife.Rocks. Was hat Dich zu dieser Entscheidung bewogen? 

YouLife.Rocks ist auf mich zugekommen und hat mir diese tolle Kooperation angeboten. Hinter dem Netzwerk stehen sympathische, motivierte Menschen mit tollen Ideen. Ich denke, dass die Plattform ein toller Treffpunkt für Menschen mit einer Behinderung ist, um sich auszutauschen und neue Möglichkeiten zu entdecken und hoffe, dass auch mein Label bei den Mitgliedern auf Interesse stößt :) 

 

Liebe Anna, wir danken Dir und freuen uns Dich in der YouLife.Rocks – Familie willkommen zu heißen.

Das Interview führte Alexander Lang für YouLife.Rocks

Bilder: Anna Fee

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