Jeden Tag akzeptiere ich mich selbst. Meine Beine, obwohl ich sie manchmal nicht mag, sind sie meine; obwohl ich sie nicht in den Zeitschriften und Boutiquen, in denen ich stöbere, dargestellt sehe, sind sie ein Teil von mir. Ich habe gelernt, meinen Körper für alles zu lieben, was er ist. Aber noch heute und trotz großer Fortschritte in Richtung Vielfalt bin ich der Meinung, dass viel getan werden muss, um die Modebranche davon zu überzeugen, dass sie Behinderte Menschen wie mich respektiert.
Es gibt Menschen wie mich auf der ganzen Welt, die ohne Bezug auf ihre Rolle oder ihren Platz in der Gesellschaft aufwachsen, ohne andere zu sehen oder diese wahrzunehmen und so ein gutes und erfülltes Leben führen. Doch dann mit einer Behinderung bist Du auf einmal unsichtbar, es ist, als ob eine Behinderung unsichtbar macht und Du dem Ganzen was Du bist oder sein könntest beraubt bist und Du nicht mehr wahrgenommen wirst.
Über das Minimieren des Stigmas, der Missverständnisse, der Vorurteile und Zweifel an dem, was ich als behinderter Mensch erreichen kann, hinaus, arbeite ich leidenschaftlich daran, sicherzustellen, dass ich mich in meiner Branche erfolgreich darstelle.
Ich fordere mich selbst heraus, furchtlos in der Mode zu arbeiten, so dass andere in meiner Situation das Gefühl haben, dass sie ihre eigenen Einschränkungen nicht nur überleben, sondern auch an ihnen wachsen und sie annehmen können.
Ich möchte die Branche, in der ich seit 30 Jahren arbeite, integrativer machen. Mein Antrieb kommt aus meiner Erfahrung, wie ich aufgewachsen bin, wie ich Model in Brasilien gearbeitet habe, meinen Unfall hatte und dann das Gefühl hatte, dass mir meine Träume genommen wurden. Doch diese Phase in meinem Leben führte mich zur nächsten - zur Nummer eins unter den Tennismeistern in Brasilien; zur Unterzeichnung eines Vertrages bei einer Modelagentur, die Top-Marken wie die BBC und Toyota vertritt; und zur Teilnahme an der London Fashion Week auf den Laufstegen. Jetzt kanalisiere ich meine Leidenschaft darauf, etwas zu bewirken – um eine Branche zu öffnen, die behinderte Menschen willkommen heißt und feiert.
Ich möchte, dass die nächste Generation von behinderten Kindern und Erwachsenen Menschen akzeptiert, die in allen Bereichen der Modebranche arbeiten. Ich möchte behinderte Designer, Stylisten, Visagisten und Fotografen sehen, die an großen Marken und Modeschauen beteiligt sind. In der Zukunft der Mode gibt es einen Ort für blinde und sehbehinderte Menschen, Gehörlose, Menschen im Rollstuhl, Menschen mit Lernbehinderungen - Menschen mit Behinderungen, die alle möglichen Fähigkeiten und Facetten darstellt.
Ich möchte mit allen Interessengruppen der Branche zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Mode die Gesellschaft besser widerspiegelt und ein Umfeld schafft, in dem sich jeder willkommen fühlt. Schon heute haben wir solche Brands wie Tommy Hilfiger, River Island und ASOS, die wir für ihre Arbeit an diesem Wandel bewundern können; wir haben Modelle wie Kelly Knox und Madeline Stuart, um eine neue Generation von Modellen zu inspirieren. Heute möchte ich, dass die Führung dieser Marken und die Kraft der Geschichten dieser Menschen die gesamte Modebranche motiviert.
Heute und in der Zukunft reicht es nicht aus, das Gewicht der Integration auf die Schultern einiger weniger Schlüsselpersonen zu legen. Bei der Inklusion geht es darum, gemeinsam zu überleben und zu gedeihen, sich gegenseitig zu umarmen. Bei der Inklusion geht es um jeden - auch um dich.
Zur Person:
Samanta Almeida Bullock (Osório, 14. August 1978) ist eine ehemalige Rollstuhltennis-Athletin der brasilianischen Nationalmannschaft, Model und Geschäftsfrau, Gründerin von SB Shop, ihrer integrativen Modemarke, und digitale Kuratorin für inklusive Lösungen. Zwei Jahre in Folge (2019 und 2020) wurde sie von der Disability Power 100-Liste des Shaw Trust zu einer der 100 einflussreichsten Personen Großbritanniens ernannt. Dieses Jahr, wurde sie für die Disability Awards 2022 nominiert und ist eine der Mitgestalterinnen von London Represents, der nachhaltigsten und vielfältigsten Show der London Fashion Week.
Orginaltext: Samanta Bullock
Aus dem Englischen: Alexander Lang
Alle Bildrechte @Samanta Bullock
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