Ich bin durch meine Selbstständigkeit in der Lage, viele Dinge selbst zu bezahlen. Meist tue ich das auch: Reparaturen sind da beispielweise obligatorisch. Es ist mir oft zu aufwendig, wegen eines Rollstuhlreifens, eines Bremsbelags oder anderen Verschleißteilen am Handbike jedes Mal eine Verordnung beim Arzt einzuholen und dann tagelang auf mein Hilfsmittel zu verzichten, weil es im Sanitätshaus herumsteht und lange nicht repariert wird. Oft wird hier die Dringlichkeit der Sache nicht gesehen.
Man muss sich mal vorstellen, dass Rollstuhlfahrer*innen, die dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sind, nur ein Stuhl zusteht. Bei einem Defekt bekommt man großzügigen Ersatz vom Sanitätshaus. Doch: HALLO! Liebe Welt, ein Rollstuhl ist für uns wie ein gut eingelaufenes Paar Schuhe – ohne dieses ist man hilflos, unsicher und sollte man berufstätig sein und Termine haben - so gut wie aufgeschmissen! Ich kenne noch Zeiten, da war es in der Erstversorgung so, dass man als „Para“ zwei Rollstühle, ein Stehgerät und andere benötigte Hilfsmittel verschrieben bekam. Dies ermöglichte mir, einen 2,5-Jährigen Wechsel meiner Rollstühle. Ein Rollstuhl hat bei aktiven Rollstuhlfahrer*innen ein hartes Leben, wird viel beansprucht und muss robust sein. Wenn ich mich an meine alten Stühle erinnere, die tausende von Bordsteinkanten, Treppen, Autoverladungen und Reisen hinter sich hatten …
Es ist eigentlich unverständlich, wie viel Energie eine Kasse verwendet, um ein benötigtes Hilfsmittel nicht bezahlen zu müssen. Würde man diese Energie lieber in die Preisverhandlungen bei Hersteller und Händler stecken, hätten zum Schluss alle etwas davon. Die Preise der Hersteller sollten für alle, die darauf angewiesen sind, attraktiver und machbarer sein. So könnten die Krankenkassen Geld sparen und „Betroffene“ davon profitieren.
Liebe Hersteller, Krankenkassen und Betroffene – es ist an der Zeit, dass ihr die Köpfe zusammensteckt und euch austauscht. Behinderungen sind so individuell, wie der Mensch selbst. Die Abstimmung, Anpassungen und Anforderung sind ein Zusammenspiel, das nicht statisch ist und sich im Laufe des Lebens mehrfach ändert! Das funktioniert nur, wenn alle mitmachen, sich austauschen und etwas verändern!
Was sind Eure Erfahrungen?
Euer
Ala
von Alexander Lang für YouLife.Rocks
Im englischen Disabled Magazin Online
Kommentare
deine Eindrücke kann ich nur bestätigen, habe auch bei meiner Kasse (die früher so hochgelobt wurde was die HM-Versorgung angeht) den Eindruck daß auf unsere Kosten gespart wird wo es nur geht. Letztes Jahr auch bei mir der Fall des Ersatzes von meinem Zweitrollstuhl. Erst der Hinweis auf "Bestandsschutz" und noch ein paar "nette" Zeilen meinerseits im Widerspruch ließ die Kasse einlenken. Gleiche Spielchen mit den (verordneten) Softwheels (Gesamtdauer bis Erhalt 7 Monate). Aktuell mache ich jetzt seit August letzten !!! Jahres wegen einem Handbike rum, Widerspruchsausschuss hat es abgelehnt, trotz anderslautender Schreiben des, von der Kasse beauftragten, MDKs und div. med. Gutachten. Bin zum VDK und nun liegt es beim Sozialgericht. Mein Eindruck: es wird immer mehr auf Zeit gespielt, bis der Antragsteller (entnervt) aufgibt oder gar verstirbt. Es ist in den 24 Jahren, die ich nun im Rolli sitze, immer schlimmer geworden. Aber da ich ja Rentner mit Tagesfreizeit bin kann ich das alles auch in Ruhe aussitzen *g
Ja das war bei mir auch der Fall sowas hab ich noch nie erlebt mit! Mit Streiten, sich anschreien, Sozialgericht Androhung, Aufforderung zum Widerruf, dann den Rollstuhl genehmigen, dann den Antrieb nicht, dann wieder den Antrieb ohne den Stuhl. Dann wieder der nächste Ansprechpartner. Dann kuriose Kaufangebote auf abgeschriebene Artikel. Ne, liebe Krankenkasse, so nicht! Auf jeden Fall immer dran bleiben und auf stur stellen!