Alexander

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Bild Zeigt Rollstuhl mit elektronischem Unterstützhungsantrieb Wheeldrive

Ein Jahr Wheeldrive von Sunrise Medical – wer hätte es gedacht? – YouLife.Rocks probiert’s!

Sich nach 31 Jahren für ein elektronisches Helferlein zu entscheiden, hat schon einiges an Überlegung gekostet. Doch wenn man wie ich, von je her nicht gerade der Schlankeste und bedingt durch die Arbeit in den unterschiedlichsten Städten, Gemeinden und Plätzen unterwegs ist, liegt es einfach nahe dieser Art von Unterstützung, also einen elektrischen Zusatzantrieb einzusetzen. Und wenn der Hersteller schreibt: „bahnbrechend und lebensverändernd“ – ist das Erste eher bedingt, das Zweite aber auf jeden Fall zutreffend. Aber lest einfach selbst!

Vorab gesagt, „Lebensverändernd“ ist ein Zusatzantrieb auf jeden Fall, denn er fordert geradezu heraus ihn auch zu nutzen und wenn man dazu auch noch eine Selbstfahrfunktion hat, sollte man es sich genau überlegen, diesen Schritt zu gehen. Denn man wird sehr bequem durch diese Gadgets. Wer ihn aber wirklich benötigt hat damit eine großartige Unterstützung.

In meinen Fall war es eher die Mischung aus beiden, denn ich dachte bei der Arbeit mit Menschen und an hügeligen Orten ist es von Vorteil, wenn man sich auf diese konzentrieren kann und nicht immer nur außer Atem ist.

Sieht schick aus - hat was vom Rennstuhl mit den beiden Greifreifen

Der Wheeldrive wiegt komplett pro Rad 13,5 kg und lässt sich durch eine gesicherte Steckachse relativ schnell am Rollstuhl befestigen. Durch 2 einstellbare Kegel wird er am Stuhl gegen Verdrehen fixiert.  Weiterhin hat er noch eine integrierte Kippsicherung, welche ich zwar relativ uncool fand, aber sie hat mich schon bei „falscher“ Rückenlehnen Einstellung vor dem Fallen gehindert.

Da ich den Rollstuhl selbst ins Auto verlade, war es mir von Anfang an wichtig, den Stuhl einfach zerlegen und verladen zu können. Dazu muss ich zumindest die Räder zwischen den Sitzen hindurch auf die Rücksitzbank legen. Eine Herausforderung, die ich bei 13,5Kg und auch selbst, wenn ich den Akku (3,6kg) abnehme unterschätzt habe. Ich bin nicht gerade ein Schwächling, aber es geht tatsächlich schon los, durch die umständliche Klemmsicherung mit einer Hand die Räder abzubauen und mit der anderen den Rollstuhl gegenzuhalten. Das Ganze dann auf den Rücksitz zu befördern und dort zu sichern ist nochmals eine ganz andere Nummer. Hier empfiehlt sich wirklich ein Helfer und selbst dann muss man das Ganze zerlegen, denn wir sprechen halt mal eben von über 40Kg inklusive des Rollstuhls.   

Wir haben hier um unser Haus herum eigentlich nur Steigungen und hier zeigt der Wheeldrive wirklich was er kann. Die ersten Meter aus dem Haus und noch nicht so fit, ein paar Meter mit dem Antrieb fahren und dann den Restkraftverstärker nutzen, so bezwingt man auch Steigung über 10%, enge Weg und kurze Steigungen, da kann man sich auf den Antrieb verlassen. Der innere Greifring dient dabei der Kontrolle des Antriebs, Ring nach vorne Antrieb und man fährt los, dabei ist die Geschwindigkeit gut dosierbar, Leider ist aber bei 6km/h Schluss. Dreht man den Greifring nach hinten begint die Rückwärtsfahrt oder bei bergab Fahrten bremsen. Der große Greifring geht dann direkt auf den Restkraftverstärker. Was hier gewöhnungsbedürftig ist, der Ring ist schwimmend aufgehängt und wirkt sehr schwammig beim Antreiben. Als Manuel – Rollstuhlfahrer ist man es gewohnt auch mal richtig zuzupacken, hier hat man Angst den Ring aus den Halterungen zu reißen, doch er hält. Für mich ist nur der Abstand zwischen Ring und Felge zu schmal, da ich den Greifring gewohnt bin zu umklammern, doch hier komme ich mit dem Daumen nicht rein. Leider lässt sich die Weite nicht verstellen.  Bei den inneren Ringen ist noch anzumerken, dass diese leicht überstehen und wenn man es nicht gewohnt ist, man gerne an Türen und Ecken hängen bleibt. Hier werden gleich die Sensoren abgeschaltet, damit nichts passiert, was aber einen Neustart erfordert.

Drei Fahr- und Unterstützungsstufen sind wählbar und auch während der Fahrt leicht mit den Fingern einstellbar. Die erste benötigt man kaum, vielleicht mal im Haus, die Zweite hat sich für mich auf Gehwegen und am Berg als die beste herausgestellt, da man hier das Verhältnis Kraft – zu Restkraft am besten kompensieren kann. Bei der Dritten greift die Restkraftverstärkung auf uneben oder querfallenden Wegen brachial zu und man ist nur am Gegensteuern. Im Allgemeinen finde ich die Abstimmung von Kraft zu Restkraft eh viel zu grob, um ein paar Meter geradeaus fahren zu können bedarf es schon Übung. Der Hammer ist aber bei einer Bergabfahrt, man denkt der Rollstuhl läuft frei, doch dann macht einmal bei 10km oder mehr die Bremse zu. Da braucht es wirklich alles damit man nicht nach vorne aus dem Stuhl herausgeschleudert wird.

Der Fahrstufenschalter / Ein & Aus / Batterieanzeige sind gut erreichbar und ertastbar. Cooles Feature- bei erreichen der nächsten Stufe (grün / gelb / rot) ertönt ein Hinweiston

Die angegebenen 20km Akkulaufzeit habe ich noch nie erreicht. Das mag zum einen am hügeligen Mühlacker und zum anderen an meinem Gewicht liegen. Ich denke mal bei so ca. der Hälfte liegt so die Wahrheit. Für einen Tagesausflug oder einen Messetag würde ich auf jeden Fall meinen manuellen Stuhl mitnehmen. Denn mit leeren Akkus ist das Ding mal richtig schwer zu bewegen. Da es sich um 2 völlig voneinander unabhängigen Systemen handelt, benötig hat man auch 2 Akkus und 2 Ladegeräte, deren Stecker- und Steckerbuchsen so friemelig sind, sodass jemand mit motorischen Einschränkungen der Hände diese nicht selbstständig bedienen kann. Der Akkustand wird übrigens immer aktuell über Dioden (Grün / Gelb / Rot) angezeigt und die Akkus lassen sich mit einem Griff wechseln.  

Ein Griff in den Schnellverschluss und der Akku ist gewechselt

Mein kurzes Fazit – Sunrise Medical hätte hier mit dem Wheeldrive einen Hit laden können, doch leider ist er durch das hohe Gewicht, die umständliche Handhabe zur Montage der Räder, dem groben Zugriff bei Restkraft und Bremsen, sowie den kleinen Steckern der Akkus eher ein Schnellschuss als ein durchdachtes verlässliches System. Hier würde ich mir eine Nachbesserung wünschen.

Ob ich ihn mir nochmals kaufen würde – denke schon – denn das Fahren mit dem Elektroantrieb und den kleinen Greifringen macht irre Laune und an steilen Bergen ist er eine große Hilfe.

 

Technische Daten des Herstellers:

WheelDrive // ZUSATZANTRIEB FÜR ROLLSTÜHLE

Gesamtgewicht einschließlich Batterien: (ein Rad) 11,5 kg Max.

Geschwindigkeit: vorwärts 10 km/h (restkraftunterstützender Zusatzantrieb) 6 km/h (Elektroantrieb)

Zusätzliche Gesamtbreite im Vergleich zu manuellen Rädern 43 mm

Max. Reichweite (ISO 7176-4) 20 km (restkraftunterstützender Zusatzantrieb); 12 km (Elektroantrieb) (abhängig von Körpergewicht des Nutzers, Fahrprogramm, Witterungs- und Straßenverhältnissen,

Gewicht der Batterien (Satz) 3,6 kg Zustand von Batterie und Reifen, etc.)

Max. Zuladung 130 kg Max. Kantensteigfähigkeit 50 mm (rückwärtsfahrend)

Gesamtgewicht: ohne Batterie (ein Rad) 9,7 kg

Ladedauer (100%) ca. 2 Stunden

Bestimmungsgemäße Verwendung und Umgebung: Für gehbehinderte Personen; zum Selbstfahren; Gebrauch im Innen- und Außenbereich. Rollstuhl der Klasse B Raddurchmesser 24’’

Crashgetestet: Ja

Hilfsmittelverzeichnis Pos.-Nr. 18.99.05.2001

Was habt Ihr für Erfahrungen mit dem Wheeldrive oder andern Zusatzantrieben gemacht? Schreibt es mir hier unten in die Kommentare!!

 

Ihr wollt Euer Produkt oder Hilfsmittel vorstellen oder mit uns zusammen testen, dann schreibt mir eine PM!  

 

Text: Alexander Lang für YouLife.Rocks

Bilder: IDEATE Marketing

Dieser Artikel erscheint im Youlife.Rocks - Magazin

Zur Herstellerseite

Hier könnt Ihr In dran bauen

Video über Fahrversuch mit dem Zusatzantrieb

 

 

Kommentare

Lilli1972

Hallo, ich habe inzwischen seit gut 6 Jahren den eMotion (erst den M15 und jetzt seit gut 7 Monaten den M25).  Zum einen sind die Räder inclusive Akku leichter (7,8 kg je Rad) und haben auch eine höhere Tragkraft (150kg max. Zuladung).

Über die App lassen sich Zusatzoptionen dazukaufen (z.B. Erhöhung der Geschwindigleit von 6 km/h auf 8,5 km/h oder auch eine Selbstfahrfunktion). Fazit: ich möchte auf meine eMotions nicht verzichten.

Viele Grüße 

Lilli1972

Hm, das liest sich gut, mein Sanitätshaus hat sich mit eMotion ein wenig schwer getan, kannst Dir ja vorstellen warum? Hätte vielleicht ein wenig mehr druck machen sollen

Claus-Peter

Ich beschäftige mich auf meiner Seite www.sbma.info bereits seit einiger Zeit mit Zusatzantrieben für den Rollstuhl und habe in den letzten Monaten einen Vergleich (aus meiner Sicht) gemacht zwischen den am Markt verfügbaren Systemen:

* mit Selbstfahr-Option

Hier die Links:

 

Leider erfüllt keines der Systeme meine Anforderungen - warum, könnt ihr hier: https://sbma.info/html/neuer_antrieb.html

nachlesen. Mit Sunrise Medical hatte ich u. a. Kontakt wegen der Verlademöglichkeit über den Ladeboy (der Rollstuhl darf nicht auf dem Rad aufliegen!). So etwas scheint nicht in deren Fokus, ebenfalls nicht eine Erhöhung der Akku-Kapazität oder ein Ladegerät für beide Akkus gleichzeitig. 

Aktuell habe ich einen (alten) Servo L von AAT, bei dem die Ersatzteilversorgung viel zu früh ausgelaufen ist: https://sbma.info/html/servo_l_-_aat.html

Davor hatte ich einen M12 von Alber: https://sbma.info/html/mein_1__rollstuhl.html

Er leistet mir noch im Schlaf-/Badbereich im 1. Stock gute Dienste - trotz seines Alters.

Ich möchte hier nur kurz anmerken, dass ich leider nicht mehr stehen kann. Daher sind austauschbare Akkus für mich sehr wichtig. Daher musste ich vom M12 als Nachfolgemodell auf den Servo L umsteigen.

Wer mehr Infos möchte, besuche gerne meine Seite https://sbma.info/index.html.

Erstkontakt mit mir per Email gerne über sbma@sbma.info

Viele Grüße

Peter

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Ich glaube genau das kennt jeder verunfallte Rollstuhlfahrer – wohl dem, der Menschen hat, die einen hier herausholen können.