Hier rollen Millionen durch die Berge und Du irgendwie mit deinem “normalen” Auto so zwischen drin. Flügeltürer, Rennporsche, Alfa Romeos, Ferrari, Triumph, Chevrolet und so viel mehr viel Historie aus längst, vergangen Zeiten. Wir biegen auf den Parkplatz ein, welcher der Startplatz ist, ich passiere die Schlange der Wagen und reihe mich hinten wieder ein.
Das beschauliche Bergdorf Arosa hat sich sich in eine stimmungsvolle Arena verwandelt , einzigartige Preziosen jagen die 7.3km lange Rennstrecke mit 76 Kurven und einer Höhendifferenz von 422 Metern von Langwies ins “Little Monaco” Arosa. Als einzige Rennstrecke in den Schweizer Bergen verfügt sie über eine Bergabstrecke von 1.2km. Zugelassen sind Veteranenfahrzeuge der Baujahre 1905 bis 1918, Touring und GT Fahrzeuge der Baujahre 1919 bis 1990 sowie ein- und zweisitzige Rennwagen der Baujahre 1919 bis 1990.
Die Fahrer stehen beieinander und sprechen miteinander, ich sitze im Fahrzeug, aussteigen ist nicht, der Rollstuhl ist gesichert im Kofferraum. Im Innenraum würde er durcheinander fliegen. Das Reglement sagt, er muss im Fahrzeug sein, sollte etwas passieren oder das Auto stehen bleiben. Langsam startet Fahrzeug um Fahrzeug.
Ich rolle langsam Meter um Meter auf den Pulk von Fahrern zu – 2 gleichmäßige Fahrten – denke ich mir – schön ausgeglichen, nichts überhasten, sauber fahren und sich die Schaltwechsel des Automatikgetriebe merken – das bekommst Du schon hin.
Die Fahrer werden auf mich aufmerksam und man erkennt mich: “Hey, willst Du aussteigen?” “Lohnt sich nicht mehr”, sage ich grinsend und deute auf den Streckenposten der mich heranwinkt. Ich setze den Helm auf, streife die Handschuhe über und zurre den Gurt ganz fest – nur er hält mich in der Kurve, die Muskulatur kann das nicht mehr – Sportsitze mit Seitenhalt gibt es in meinem Fahrzeug nicht!
Ich rolle langsam vor zur Startline, der Streckenposten weißt mich ein, noch ein kleines Stückchen, die Startflagge senkt sich vor meine Motorhaube, ich starre ihn an, er grinst – wie bei einem Duell denke ich – ein unmerkliches Nicken und spüre wie das Adrenalin in mir hoch kocht, er reißt die Flagge hoch und ich drehe das Handgerät bis zum Anschlag auf, der Wagen schießt nach vorne – vorbei – alles nachdenken, jegliche Art von Plan, nur einfach das mitnehmen was in den nächsten Minuten passiert, ich bremse schon viel zu schnell die erste Kurve an, die Menschen am Straßenrand jubeln mir zu, sie feiern mich ausgelassen. Inzwischen ist das Automatikgetriebe zur Schaltkulisse geworden, der Vorwählhebel rauscht auf und ab – armes Getriebe, aber egal heute ist heute und heute ist nur einmal…
Kurve um Kurve schrauben wir uns nach oben, was für ein Team, mein SL und ich, ich und mein SL, er ist nur 2 Jahre jünger wie ich und doch kennen wir einander, jeder Schraube habe ich schon in Händen gehalten.
Die Zeit verfliegt wie im Rausch und plötzlich biegen wir nach Arosa ein, die Kulisse wandelt sich, aus Zuschauergruppen werden Tribünen, die Luft bebt, Du spürst die Begeisterung, im einen Ohr die Anfeuerung des Lautsprechers, im anderen das Schreien der Zuschauer, dazwischen die Geräuschkulisse des Motors der von den Häuserfronten niederhallen tut – und dieses unbändige Glücksgefühl, als Du an der Checkerflag des Abzwinker vorbei fliegst…
Langsam rolle ich ins Fahrerlager, die Menschen nicken mir anerkennend zu, ich winke zurück, sehe meine Frau erleichtert aufatmen. Es ist vorbei – hm ja glücklich sind wir beide, sie das ich heile bin, ich das ich das erleben durfte…